Andrea Musacchio erhält Leibniz-Preis 2020

Andrea Musacchio erhät den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis 2020 für seine bahnbrechenden strukturbiologischen Arbeiten zur Zellteilung.

5. Dezember 2019
Andrea Musacchio, Direktor der Abteilung Mechanistische Zellbiologie am Max-Planck-Institut für molekulare Physiologie, wird mit der höchsten wissenschaftliche Auszeichnung Deutschlands geehrt. Der mit 2,5 Millionen Euro dotierte Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis würdigt seine bahnbrechenden strukturbiologischen Arbeiten zur Verteilung des Erbmaterials während der Zellteilung.

Jeden Tag teilen sich in unserem Körper Millionen von Zellen, ein zentraler Prozess in der Biologie. Wird die Erbinformation, die auf der DNA in den Chromosomen gespeichert ist, nicht gerecht auf die beiden Tochterzellen aufgeteilt, können Fehlbildungen und schwere Krankheiten wie Krebs entstehen.

Denn nur wenn wir solche Abläufe und Bestandteile der Zelle nachbauen, können wir auch vollständig verstehen, wie sie funktionieren

Im Mittelpunkt der Forschung von Andrea Musacchio stehen die Kontrollmechanismen, die einen reibungsfreien Ablauf der Zellteilung garantieren. Dazu erforscht er den Aufbau und die Arbeitsweise einer Vielzahl der daran beteiligten Proteine. Vor allem jene, die das Kinetochor – eine Anheftungstelle auf den Chromosomen für den Spindelapparat, der die Chromosomen verteilt - bilden. "Nur wenn wir das System auseinandernehmen und vereinfachen, haben wir eine Chance, die Arbeitsweise des Kinetochors zu verstehen. Wir haben es deshalb künstlich im Labor nachgebaut", erklärt Musacchio, der damit grundlegende Einblicke in die Funktion und Regulation des Kinetochors gewinnen konnte und einen herausragenden Beitrag zum Verständnis der kritischen Phasen bei der Zellteilung geleistet hat.

Ein besonders kritischer Punkt wird erreicht, kurz bevor die Chromosomen verteilt werden. Dazu müssen alle Chromosomen von den vielen Fasern der Spindelapparate über die Bindung an die Kinetochore eingefangen werden. Andrea Musacchio identifizierte einen entscheidenden Kontrollmechanismus, der sicherstellt, dass die Zellteilung so lange verzögert wird, bis auch wirklich alle Chromosomen angeheftet sind. Damit schuf er die Grundlagen für ein besseres Verständnis der Kontrolle dieses Schritts während der Zellteilung.

 

Zur Person

Nach seinem Studium der Biologie an der Universität Tor Vergata in Rom wurde Andrea Musacchio am Europäischen Laboratorium für Molekularbiologie (EMBL) in Heidelberg promoviert. Als Postdoktorand ging er an die Harvard Medical School, ab 1998 leitete er eine Forschungsgruppe am European Institute of Oncology in Mailand. Seit 2011 ist Musacchio Direktor der Abteilung für Mechanistische Zellbiologie am Max-Planck-Institut für molekulare Physiologie in Dortmund sowie seit 2012 Professor an der Universität Duisburg-Essen. Musacchio wurde 2009 als Mitglied der European Molecular Biology Organization (EMBO) gewählt. Er hat zwei ERC Advanced Grants erhalten (2009 und 2015) und wird 2020 den Vorsitz der Biomedizinischen Sektion der Max-Planck-Gesellschaft übernehmen.

Zum Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis

Der Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis ist der wichtigste Forschungsförderpreis in Deutschland. Ziel des Leibniz-Programms, das 1985 eingerichtet wurde, ist es, die Arbeitsbedingungen herausragender Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu verbessern, ihre Forschungsmöglichkeiten zu erweitern, sie von administrativem Arbeitsaufwand zu entlasten und ihnen die Beschäftigung besonders qualifizierter jüngerer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu erleichtern. Der Preis ist mit bis zu 2,5 Millionen Euro dotiert und wird nur auf Vorschlag Dritter gewährt. Die Gelder können die Preisträgerinnen und Preisträger bis zu sieben Jahre lang nach ihren eigenen Vorstellungen und ohne bürokratischen Aufwand für ihre Forschungsarbeit verwenden. Verliehen werden die Leibniz-Preise 2020 am 16. März in Berlin.

Von den zehn Preisträgerinnen und Preisträgern kommen vier aus den Geistes- und Sozialwissenschaften, drei aus den Lebenswissenschaften, einer aus den Naturwissenschaften und zwei aus den Ingenieurwissenschaften

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